Winnie the Pooh: Blood and Honey (2024)

Inhalt / Kritik

Als Kind war er praktisch ständig im Hundert-Morgen-Wald gewesen und hat dort Zeit mit Puuh, Ferkel und all den anderen verbracht. Doch Christopher Robin (Nikolai Leon) ist kein Kind mehr. Aus dem Jungen ist ein Erwachsener geworden, der mit Mary (Paula Coiz) seine Frau fürs Leben gefunden hat. Als er dem Ort seiner Kindheit einen erneuten Besuch abstattet, muss er feststellen, dass sich vieles seither verändert hat. So sind seine alten Freunde kaum mehr wiederzuerkennen. Aus den netten, putzigen Zeitgenossen wurden wilde Bestien, die alle Menschen hassen – allen voran Christopher, der sie vor vielen Jahren im Stich gelassen hat. Und das lassen sie nicht nur ihn am eigenen Körper spüren, sondern auch alle anderen, die sich in ihr Revier gewagt haben …

Ein Klassiker mal ganz anders

Irgendwann ist es bei jedem künstlerischen Werk so weit und sei es noch so bedeutsam: Die Urheberrechte gehen in die Public Domain über. Das bedeutet, dass so ziemlich alle sich dieses Werks bedienen dürfen und daraus machen können, was sie wollen. Als Anfang 2022 auch Pu der Bärvon A. A. Milne davon betroffen war, sah Rhys Frake-Waterfield seine Chance gekommen, dem beliebten Charakter seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Eine kleine Einschränkung gab es schon: Er durfte sich wirklich nur aus Elementen des 1926 veröffentlichten Kinderbuchs bedienen. Die Disney-Zeichentrickfilme, etwa Die vielen Abenteuer von Winnie Puuh von 1977 waren tabu, sonst drohte juristischer Ärger. Und den will niemand, besonders nicht mit der Maus. Aber der britische Regisseur und Drehbuchautor hatte bei Winnie the Pooh: Blood and Honeysowieso eine ganz andere Vorstellung.

Genauer hatte er den unerwarteten Einfall, aus dem bei Generationen von Kindern beliebten Bären ein wildes Monster zu machen. Die Neuausrichtung ist auf den ersten Blick zu sehen. Statt kleiner Tiere sind Puh und Ferkel erwachsene Männer, werden von massiven Schauspielern verkörpert, die sich einfach eine Maske aufgesetzt haben. Das hat schon rein optisch nichts mehr mit den bekannten Figuren zu tun. Tatsächlich wüsste man bei Winnie the Pooh: Blood and Honey überhaupt nicht, dass es die beiden sollen, wenn es nicht ständig wiederholt würde. Das ist einerseits verständlich, die Low-Budget-Produktion konnte sich nichts Besseres leisten, computergenerierte Fassungen waren nicht drin. Wenn Figuren aber so anders aussehen, dass es keinen Wiedererkennungswert mehr hat, darf man sich schon fragen: wozu das Ganze?

Weder spannend noch lustig

Dabei ist die zugrundeliegende Idee durchaus eine mit Potenzial. Schon Christopher Robin hatte 2018 davon erzählt, wie sich der inzwischen erwachsene menschliche Protagonist mit seiner Kindheit auseinandersetzen musste, handelte von Entfremdung und wie wir uns von uns selbst entfernen. Winnie the Pooh: Blood and Honeynimmt diesen Gedanken und spinnt ihn weiter – bis daraus ein Blutbad wird. Tatsächlich mutiert die Reise in die eigene Kindheit zu einem brutalen Slasher, bei dem die Tiere mit äußerster Gewalt und Lust zum Sadismus vorgehen. Das Ergebnis ist bewusst geschmacklos, wenn munter gefoltert und aufgespießt wird. Wer auch immer in die Pfoten des Killerbären gerät, ist praktisch schon tot.

In den richtigen Händen hätte das aufgrund der Absurdität komisch sein können, alternativ sehr spannend. Winnie the Pooh: Blood and Honey ist weder das eine, noch das andere. So wird die anfängliche Verbindung von den Figuren im Buch zu der erwachsenen Variante recht bald gekappt. Es spielt schlicht keine Rolle mehr, dass das Puh ist, womit dann auch die Komik verschwindet. Man hätte genauso auch einen Mann mit der Maske einer Kuh oder Donald Duck herumlaufen lassen können, es hätte keinen Unterschied gemacht. Die Spannung scheitert wiederum daran, dass die Abwechslung sehr gering ist und Puh vergleichbar zu Michael Myers unkaputtbar ist. Man sieht eine Reihe von Leuten, die sonst was mit dem Bären tun können, ohne dass es Auswirkungen hat. Wenn aber schon fest steht, was geschieht, wie soll man dann gespannt sein? So kurios der Einfall ist, aus dem Franchise einen Horrorfilm machen zu wollen, mehr als ein belangloses Gimmick ist nicht daraus geworden. Da waren die Schlagzeilen erwähnenswerter als der fertige Film.

Credits

OT: „Winnie the Pooh: Blood and Honey“
Land: UK
Jahr: 2023
Regie: Rhys Frake-Waterfield
Drehbuch: Rhys Frake-Waterfield
Vorlage: Alan Alexander Milne
Musik: Andrew Scott Bell
Kamera: Vince Knight
Besetzung: Craig David Dowsett, Chris Cordell, Amber Doig-Thorne, Nikolai Leon, Maria Taylor, Natasha Rose Mills, Danielle Ronald

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Author: Geoffrey Lueilwitz

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